Während der Reise gibt es natürlich auch einen freien Nachmittag und Abend. Ich hatte mir schon Zuhause einen Plan gemacht, welche Stationen ich aufsuchen wollte. Der Zettel war leider viel zu lang und ich konnte nicht mal die Hälfte erledigen. Aber das macht nichts. Wichtiger ist es, sich zum Fotografieren wirklich die Zeit zu nehmen, um seine Motive in Ruhe zu ergründen.

Der Regen war an diesem Nachmittag und Abend unser ständiger Begleiter. Nur mit Regenschirm konnte man die Kamera und Objektive vor allzu viel Wassertropfen bewahren. Wo das nicht gelungen ist, musste man die Bilder tatsächlich löschen, denn die Tropfen auf der Linse sind im Bild deutlich sichtbar. Im Vordergrund meiner Route stand die Architektur Berlins und das konnte am besten mit den beiden Zoom-Objektiven 8 – 16 mm und 16 – 50 mm gemacht werden. Die Aufnahmen erfolgen alle im manuellen Modus mit einer Beurteilung der korrekten Belichtung über das Histogramm. Da ich meistens das Stativ benutzte, war es kein Problem diese Einstellungen in Ruhe vorzunehmen und ferner konnte ich so den ISO-Wert mit 100 beibehalten.

Drei wesentliche Stationen habe ich an diesem Nachmittag besucht:

  • Den Potsdamer Platz mit den modernen Hochhäusern
  • Den Hauptbahnhof und
  • Das Regierungsviertel

Bei meinen früheren Besuchen in Berlin war der Potsdamer Platz noch im Umbau und so war das für mich eine gute Gelegenheit, diese moderne Architektur durch die Linse mal mit meinen eigenen Augen zu sehen. So beeindruckend die Gebäude auch sind, ihre eindrucksvolle Form lässt sich nur über ein Superweitwinkel-Objektiv erfassen. Es zeigt sich auch, dass wie bei Cinemax (Inferno) auch das Umfeld die Wirkung des Gebäudes steigern kann. Ganz anders begegnete mir der neue Hauptbahnhof von Berlin. Dies ist ja ein Gebäude, das immer wieder mal in der Berichterstattung auftaucht und man kennt das Objekt somit längst, obwohl man nie davor gestanden hat. Was mich überzeugt hat, ist, dass man wirklich mit jedem öffentlichen Verkehrsmittel hier ankommen und abfahren kann; und dies auf engstem Raum. Das wollte ich auch mit meinen Bildern zum Ausdruck bringen. Es reichte mir, die Verkehrsmittel in Bewegung zu zeigen und dabei auch das Umfeld in diese Dynamik durch einen Wischeffekt einzubeziehen. Auch wenn die Bilder viel dynamische Bewegung zeigen, erfordert es vom Fotografen trotzdem den korrekten Umgang mit Kamera und Objektiv; sowohl bei der Wahl der Entfernungseinstellung und besonders auch für die Blende und Belichtungszeit. Gut, dass man heute bei den digitalen Kameras die Aufnahmen gleich überprüfen kann. Im Hauptbahnhof waren wir einigermaßen vor dem inzwischen heftigen Regen geschützt, aber nun ging es nach draußen Richtung Regierungsviertel.

Passt Fotografie und Regen überhaupt zusammen oder sollte man da nicht besser rein an den Computer und sich da mit Bildern beschäftigen. Ja, Regenwetter passt zur Fotografie. Die Farben sind klar und durch den geringeren Kontrast lässt sich die Belichtung exzellent steuern. Und noch ein wichtiger Vorteil ist, dass man auf dem nassen Pflaster hervorragend Spiegelbilder der Objekte mit einfangen kann. So führte unser Weg nun vorbei am Bundeskanzleramt zum Paul-Löbe-Haus, das wegen seiner sechs zylinderförmigen Konferenzräume gerne mit einem sechs-Zylinder-Motor verglichen wird. Die Lichter waren nun schon an und kündeten von der bevorstehenden blauen Stunde. Die Zeit reichte gerade noch vor der herein brechenden Nacht das Marie-Elisabeth-Lüders Haus mit seinen runden Öffnungen effektvoll in Szene zu setzen. Hierher wollten wir um 20:00 Uhr wieder zurückkehren, da eine Videoprojektion zur Geschichte des Reichstages angekündigt war. Da hat es dann allerdings eine Stunde lang so heftig geregnet, dass selbst der Regenschirm undicht wurde. Aber so eine Geschichtsstunde bekommt man so schnell nicht mehr geboten und das projiziert auf mehrere Fassaden.

Die Zwischenzeit verbrachten wir am Pariser Platz, wo die Lichter Show „Berlin leuchtet“ bereits voll im Gang war. Die Lichtkünstler verwandelten dabei das Brandenburger Tor in ein fantasievolles Element. Aber obwohl ich ja mein Stativ dabei hatte, war es für mich nicht reizvoll, nur die Ideen der Lichtkünstler einzufangen, um quasi deren Bildideen zu dokumentieren. Mir ging es darum, mit meinen fotografischen Mitteln, diese Werke in eigenständige Lichtbilder umzuwandeln. Dies habe ich dann auch ausgiebig gemacht. Da war es dann auch naheliegend, all die vielen Menschen auf dem Pariser Platz und später auf dem Platz der Republik in ihrer Bewegung und eingehüllt in die Farben der Nacht festzuhalten.