Fotografie bei Nacht bedeutet heute Aufnahmen in HDR zu machen. Zu hoch sind die Kontraste, als dass ein digitaler Sensor diesen kompletten Umfang erfassen könnte. Nachtaufnahmen in Nürnberg habe ich aber auch schon vor 30 Jahren mit der analogen Spiegelreflexkamera gemacht. Fotografiert wurde auf Diafilm und man kann sicher sein, dass auch schon damals der Kontrastumfang dieser Filme nicht ausgereicht hat, diese Kontraste einzufangen. Wie hat man es denn damals gemacht? Ganz klar, man ist bereits vor der blauen Stunde am gewünschten Ort gewesen und hat sich mit den Einstellungen an der Kamera vorbereitet. Die blaue Stunde ist für Fotografen deshalb ideal, weil in dieser Zeit die Helligkeit der Umgebung und des Abendhimmels noch in etwa der Helligkeit des aus den Fenstern scheinenden Lichtes entspricht. So hat man vor dem Einbruch der Nacht hier in unseren Breiten circa eine halbe Stunde mit ausgewogenen Lichtverhältnissen zur Verfügung. Je nach Motiv musste man sich bei der analogen Fotografie noch entscheiden, ob man auf die Lichter oder auf die Schatten belichtet, was dann zur Folge hatte, dass entweder die Lichter ausgebrannt oder die Schatten zugelaufen waren. Dank der HDR-Technik ist dieses Problem heute überwunden.

Für mich war wichtig, zu diesen Aufnahmen in Nürnberg von Beginn an der richtigen Stelle zu sein und das war für mich die Kaiserburg. Von hier oben wollte ich einen Eindruck von Nürnberg bei Nacht vermitteln. Aber der Blickwinkel oben an der Burgmauer war mir zu eingeschränkt, weshalb ich dann zum Ölberg runtergegangen bin. Hier konnte ich einige Male hin und her pendeln und das schwindende Tageslicht einfangen. Mitten in einer Aufnahme wurden dann die Scheinwerfer der Burgbeleuchtung eingeschaltet und die Lichtsituation hat sich damit schlagartig verändert. Nun musste das künstliche Licht im Verhältnis zum Restlicht des Tages (Abends) bewertet werden. Aber wenn man HDR-Aufnahmen im Kopf hat, ist auch das kein Problem. Zwischen 4 und 8 Aufnahmen habe ich gemacht, um den vorhandenen Kontrast einzufangen. In der Regel habe ich von Aufnahme zu Aufnahme die Lichtwerte (LW) um 1,0 bis 1,5 LW verändert. Aber auch 0,5 LW wurden bei einer besonders schwierigen Lichtsituation verwendet. Zwischen der dunkelsten und der hellsten Aufnahme lagen also so ca. 4 bis 6 Blendenstufen.

Die Verarbeitung der Bilder erfolgte in Lightroom, da das Ergebnis hiermit wieder ein dng-File ist, der wiederum mit Lightroom einfach weiter bearbeitet werden kann.