Moderne Architektur hat heute vielfach einen hohen künstlerischen Ausdruck. Das gilt sowohl für weltliche als auch sakrale Bauwerke. Manches Mal sind solche Kirchen nahezu unbekannt in einem Vorort wie hier St. Kunigund in Eltersdorf bei Erlangen versteckt. Zusammen mit den Fotografen der experimentellen Gruppe FEIS im Seniorennetzwerk haben wir in dieser Kirche fotografieren dürfen. Das besondere sind die bunten Glasbauelemente, die in die Wände eingelassen sind und so farbiges Licht in die Kirche lenken.

Für uns als Fotografen stellt sich als Erstes die Frage, ob man denn „Kunst“ einfach so ablichten darf. Ich meine ja, aber dabei sollte schon der Anspruch bestehen, dem Ergebnis einen eigenständigen Charakter zu geben. Wie man das macht, ist dabei die Herausforderung. Im Wesentlichen wird es hier um den Ausschnitt gehen, um die teils schmalen und teils flächigen Glaselemente in eine spannungsreiche Beziehung zusetzen. Aber auch einzelne Details können dazu dienen, die gewünschte Abstraktion zu erreichen.

Da der Himmel draußen stark bewölkt war, konnten wir zunächst den Effekt mit dem farbigen Licht in der Kirche leider nicht beobachten. Aber als wir schon die Kameras eingepackt hatten, brach plötzlich die Sonne durch. Also die Kamera ganz schnell wieder ausgepackt und ohne Stativ das gebotene Lichtschauspiel einfangen. Das war nun wirklich eine Herausforderung, musste doch wegen der Freihand Fotografie die ISO Zahl freigegeben und die Blende weit geöffnet werden. Die Belichtung ist in den meisten Fällen zumindest gut gelungen, aber die Schärfe könnte besser sein; 1/25s frei Hand ist eben doch nicht so einfach verwacklungsfrei hinzubekommen.

Eine weitere Herausforderung von technischer Seite war natürlich die Ermittlung der korrekten Belichtung. Durch die unterschiedliche Farbe der Glasbausteine kam auch unterschiedlich viel Licht von draußen durch die Steine hindurch. Mit meiner Erfahrung aus dem kürzlich gehaltenen Vortrag zu „Licht und Belichtung“ im Seniorennetz, hatte ich meinen Handbelichtungsmesser dabei. Damit habe ich im Raum eine Lichtmessung gemacht, die mir Blende f/8 bei 0,5s und ISO 100 angezeigt hat. Meine Idee war, dass das durch die Steine kommende Licht dann den Bereich bis zur Sättigung (clipping) füllen würde. Trotzdem habe ich Belichtungsreihen angefertigt mit zusätzlich 0,8s bis 2,5s. Diese Aufnahmen konnte ich dann praktisch alle löschen, da mein erster Ansatz genau richtig lag.

Die Entwicklung der RAW-Bilder erfolgte mit Lightroom. Die automatische Entwicklung hat mir nicht gereicht; in den meisten Fällen wurde die Klarheit verstärkt und der Kontrast mit „Dunst entfernen“ gesteigert. Auch die Tiefen hatte die Automatik zu sehr angehoben, was ich wieder nach unten korrigieren musste. In einigen Fällen wurde auch die Sättigung auf ca. 25% angehoben. Lokale Korrekturen waren nicht erforderlich, aber der Ausschnitt wurde besonders bei den hochformatigen Bildern auf 4×5 eingestellt.

 

Experimente mit Lightroom und Photoshop

Nach einiger Zeit der Ruhe und des Einwirken lassens habe ich noch ein wenig experimentiert. In Lightroom habe ich dabei bei einigen Bildern die Gradationskurve in „Schwingungen“ versetzt, um so das Farbenspiel zu intensivieren. Anleitung kann man hierzu keine geben, sondern man muss schon selbst ein wenig damit experimentieren. Meine wichtigste Erkenntnis im Umgang damit ist aber, dass man sofort aufhören sollte, sobald man ein schönes Ergebnis vor sich hat. Zumindes abspeichern und eine weitere virtuelle Kopie anfertigen bevor man weiter experimentiert. Es gibt nämlich bei diesem Experiment keinen Weg zurück, weil bereits kleinste Änderungen eines Kurvenpunktes völlig andere Farbwerte erzeugen. Selbstverständlich kann man hierbei zusätzlich mit den Klarheit-, Dunst entfernen-, Sättigungs- und Dynamk-Reglern spielen. Aber auch hier gilt fast das gleiche wie oben gesagt, alles ändert sich meist gravierend. Aber wenn man die alte Reglerstellung notiert hat, kann man dabei zumindest wieder zurück. Bei den Lightroom Bildern habe ich zur Veranschaulichung die zur „Farbsolarisation“ verwendete Gradationskurve dazu gestellt.

Zwei weitere Bilder entstanden in Photoshop als Ãœberlagerung zweier Motive. Dabei wurde lediglich der Mischmodus der oberen Ebene verändert und das Bild dann auf die Hintergrundebene reduziert (sonst werden die Dateien riesig groß). Manchmal habe ich die obere Ebene dupliziert und über „weiches Licht“ zusammen gefügt um den Kontrast zu verstärken, dann aber weiter einen anderen Mischmodus gesucht, der zum Endergebnis passt.

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