Das Thema Linien hatten wir schon bei unserer ersten Fotowanderung Ende Mai auf der Tagesordnung stehen und nun ist das Thema „Linien und Wege“ der Titel unserer Ausstellung der Fotogruppe Siemens im September. Aber welche Bilder soll man nehmen? „Linien“ sind praktisch in jedem Bild als gestalterisches Element vorhanden. Manches mal natürlich auch als „Wege“. Aus den vorhandenen Bildern habe ich zunächst eine Sammlung mit allen möglichen Motiv-Bereichen erstellt. Aber so bunt gemischt hat das nicht zusammen gepasst.

Um ein wenig Ordnung zu schaffen, sind so Teilsammlungen mit jeweils 5 Bildern entstanden, die thematisch zusammen passen. Die unterschiedlichen Themen stelle ich unten mit einigen Anmerkungen vor. Welche Auswahl in die Ausstellung wandert, muss ich wohl in der nächsten Woche endgültig entscheiden.

Thema 1: Landschaften mit Sonne

Sonnenauf- und -untergänge sind immer emotional geprägt und Gestaltungselemente wie Linien oder Flächen treten dadurch eher in den Hintergrund. Trotzdem sind sie vorhanden und tragen dazu bei, die volle Wirkung des Bildes zu entfalten. Ob Morgen- oder Abendstimmung, in den Bildern ist meist der Kalt-Warm Kontrast an erster Stelle, gefolgt vom Hell-Dunkel Kontrast. Hier kommen dann bereits die Linien und die damit gebildeten Flächen und Formen mit ins Spiel, um dem Auge Abwechslung zu geben. Das kann einerseits die Horizontlinie sein, aber auch die Silhouetten der Bäume sowie von Menschen in die Landschaft eingebrachte Elemente wie das Gatter bei den Urwildpferden.

Thema 2: Landschaften mit Bäumen

Bäume in der Landschaft sind meist besonders prägende Elemente, die allein durch ihre unterschiedlichen Formen prägnante Linien bilden. Der Baum wird dabei zur Figur und zum Objekt des Bildes, die Landschaft selbst tritt in den Hintergrund. Es ist nicht mehr der gerade Horizont, der das Bild in unterschiedliche Hälften teilt, sondern die geschwungenen Formen und Strukturen der Bäume. Die kraftvollen Stämme strahlen eine besondere Stärke aus, wie nur alte Bäume dies können. Und selbst im Totholz ist der Stolz zu spüren, ein großartiger Baum gewesen zu sein.

Thema 3: Holz

Holz ist das, was vom Baum als Nutzpflanze gewonnen wird. Aber der Natur überlassen entwickelt Holz seine eigenen Strukturen. Die Natur holt sich zurück, was der Mensch nicht genutzt hat. Der Kreislauf der Natur schließt sich.

Thema 4: Spiegelungen in Bamberg

Schon lange Zeit nutze ich viele unterschiedliche Oberflächen, in denen sich die Welt spiegelt. Autodächer (am besten schwarz), die Scheiben der Autos, Schaufenster oder Wasseroberflächen. Alles, was ich sehe, probiere ich aus, um die Welt darin ein wenig verzerrt darzustellen. Für manchen Betrachter mag dies zur Verwirrung führen, aber ich will damit zu einer bewussteren Wahrnehmung unserer Umwelt anregen. Linien ergeben sich bei solch einer Betrachtung automatisch an den Schnittstellen der Spiegelung und manchmal auch zusätzlich in den Formen der Objekte.

Thema 5: Wege in Schwarz-Weiß

Einige der Bilder aus meiner ersten Auswahl habe ich in Schwarz-Weiß entwickelt. Dass dies nicht einfach eine Reduktion der Sättigung auf „Null“ sein kann war mir längst klar. Aber wie macht man eine wirklich tonwertreiche Umsetzung in Schwarz-Weiß. Die meisten Bildbeispiele im Internet und auch bei renommierten Wettbewerbsseiten bevorzugen eine ziemlich harte und kontrastreiche Umsetzung der Bilder (Zeitgeist?). Vermutlich liegt es daran, dass das mit Lightroom und Photoshop sowie entsprechenden Plugins (Nik-Collektion) am einfachsten zu realisieren ist. Nur ganz wenige Fotokünstler schaffen es, eine wirklich tonwertreiche Umsetzung zu liefern (Rolf Walther und Dr. Thomas Brotzler). Auch wenn ich selbst jahrelang im eigenen Labor und auch mit Großformat-Kamera immer versucht habe, meine Bilder in allerhöchster Qualität und mit vollem Tonwertreichtum zu erstellen, stehe ich hier ganz am Anfang um dies auch in der digitalen Welt zu erreichen. Das Thema „Wege in Schwarz-Weiß“ steht hier sicher auch stellvertretend für meinen Anspruch, hier meinen eigenen Weg zu finden.

Thema 6: Creative Line Composings 1

Mit der Komposition von Bildern habe ich schon längere Zeit experimentiert. Ziel ist es für mich dabei, Bild-aussagen plakativ zu unterstreichen. Es ist hier manches Mal wie mit der Malerei. Ich beginne mit einer leeren weißen Fläche (Leinwand) und platziere darauf meine Bilder. Dass ich dabei Bilder auch auf den Kopf stelle, ist für mich bestimmt nicht ungewöhnlich und hängt wahrscheinlich mit meiner Wahrnehmung zusammen. Ich kann z. B. ein auf dem Kopf stehendes Buch fast genauso schnell lesen, wie wenn es richtig herum vor mir liegt. So ist es denn auch mit Bildern. Das „auf den Kopf stellen“ eines Bildes ist für mich nur eine Ergänzung zum normalen Sehen. Und meine Vorliebe für kräftige Farbe ist vielen meiner Fotofreunde auch längst bekannt. So hat sich ausgehend von Anregungen aus dem Web hier mein persönlicher Stil in ersten Ansätzen entwickelt, bietet aber sicher noch ein unendlich breites Spektrum für weitere Experimente.

Thema 7: Creative Line Composings 2

Im ersten Teil der Kompositionen habe ich meiner Fantasie völlig freien Lauf gelassen. Die Diskussion der Ergebnisse mit anderen Betrachtern hat mir aber gezeigt, dass dies dem einen oder anderen vielleicht doch zu komplex aufgebaut ist. Die Mischung unterschiedlicher Elemente, die scheinbar nicht zusammengehörig sind, auf dem Kopf stehen und farblich verfremdet sind, trägt leicht zur Verwirrung bei. Diese Auswahl hat deshalb etwas weniger komplexe Inhalte, die aber trotzdem geprägt sind von den Linien und Flächen der verschiedenen Vorlagen.