Die Stadt Erlangen bietet jährlich zweimal ein „Aktiv-Wochenende“ für Senioren an, um etwas Gutes für die Gesundheit zu tun. Unsere Unterkunft ist hierbei das evangelische Bildungszentrum auf dem Hesselberg bei Gerolfingen (in der Nähe von Dinkelsbühl). Die Aktivitäten beginnen jeweils vor dem Frühstück und enden erst in der Nacht beim Tanzen oder Kegeln. Am Morgen ist es meistens Gymnastik, Wassergymnastik oder Walking. Ich beginne den Tag fast immer mit Walking, außer an diesem Morgen. Als ich den Morgennebel gesehen hatte, habe ich mich statt für die Walkingstöcke für meine Kamera mit Stativ entschieden und bin alleine losgezogen, um Nebelbilder zu machen.
Der Herbst ist dafür eine gute Zeit, denn die meisten Blätter haben sich von den Ästen gelöst und somit bilden diese eine schöne Struktur. Und Strukturen sind für Schwarzweißbilder nun mal ein wichtiger Aspekt zur Gestaltung. Und natürlich hatte ich als Ergebnis meine Schwarzweißbilder bereits bei der Aufnahme im Kopf. Eine Abstrahierung von Farbe zu Schwarzweiß ist kaum erforderlich, da sich die Natur hier bereits überwiegend in Grauwerten zeigt.
Beim Thema belichten würden sich die meisten Fotografen bei Nebelbildern kaum Gedanken machen, sind doch die Kontraste so gering, dass jede Automatik diese im Dynamikumfang des Sensors leicht unterbringen kann. Nicht jedoch ich. Würde die Automatik nämlich die sechs bis sieben EV-Werte (mehr sind es bei Nebel nicht) in die Mitte das 14 Bit Sensors legen, wären wichtige Tonwertbereiche am oberen Ende des Sensors verschenkt. Genau dort liegen aber die feinen Differenzierungen der Tonwerte mit bis zu 16357 Tonwerten bei meiner Sony Alpha 99M2 (wie auch bei allen anderen Kameras mit entsprechendem 14 Bit Sensor). Also verwende ich auch hier mein Windows Tablet Surface Go und den darauf installierten RawDigger, um direkt nach der Aufnahme die Belichtung zu kontrollieren und gegebenenfalls diese anzupassen. Was natürlich nie passieren darf, bei diesen und auch allen anderen Aufnahmesituationen, ist, dass die Clipping Grenze überschritten wird. Diese Pixel wären für immer verloren und das sieht man den Bildern dann auch an. Ein Beispiel des bis an die Grenze belichteten Bildes zeigt der Screenshot mit dem Raw-Histogramm für das erste Bild in der Galerie (ETTR – Exposure to the right). Je Farbkanal beträgt der EV-Umfang gerade mal 4 2/3 Blenden und gesamt über alle drei Kanäle 6 EV Werte. Würde dieses Bild auf EV 0 hin belichtet (drei Blenden niedriger) hätte man nur 2048 der verfügbaren 16384 Tonwerte genutzt. Das fehlt dann bei der nachfolgenden Bearbeitung zur Differenzierung der hellen Tonwerte, die ja im hellen Bereich bis an weiß heranreichen.
Bei der Bearbeitung hat man bei Nebelbildern erst mal ein Graustufenbild im wahrsten Sinn des Wortes vor sich liegen, das nach der ersten SW-Umwandlung zwar ohne Farbe ist, aber noch längst kein Schwarzweißbild. Hier beginnt dann der zweite Teil, der kreative Prozess in der künstlerischen Auseinandersetzung. Hier stellt sich die Frage, wie weit man den Bereich von hell bis dunkel ausdehnen kann, ohne den Charakter des Nebelbildes zu verlieren? Mein Schwerpunkt lag hierbei bei den hellen und mittleren Tonwerten, die basierend auf der ETTR-Aufnahme auch reichlich vorhanden sind. Die dunklen Bereiche wurden nur punktuell herausgearbeitet. Hierfür nutze ich das aktuelle Plugin TK7 von Tony Kuyper mit den dort angebotenen Aktionen.
Der nächste Schritt war dann die Ausgabe der Bilder als jpg-Datei für die Veröffentlichung auf der Webseite. Auch das war nicht ganz so einfach. Als ich die ersten Bilder meinen Fotofreunden präsentierte, musste ich feststellen, dass jede Menge “Banding” in den hellen Tonwerten zu sehen war anstatt eines glatten Verlaufes der Tonwerte von hellgrau nach weiß. Die beim Export eingestellte Bildgröße von maximal 400 KB war hierzu nicht ausreichend. Aber einfach die Bilder im Megabyte-Bereich auszugeben ist auch keine Lösung, weil dann die Ladezeiten im Web zu lang werden. Also mussten alle Bilder individuell angepasst werden, damit kein Banding mehr sichtbar ist und die Dateigröße trotzdem so klein wie möglich bleibt.
Mein letzter und inzwischen wichtigster Schritt bei einer neuen Serie ist inzwischen die Ausgabe einiger Bilder als Print auf meinem Epson Drucker. Mit der Ausgabequalität bezüglich Banding gibt es dabei natürlich keine Probleme, da hier das Originalbild mit maximaler Auflösung als Basis genommen wird. Auch wenn diese Beschreibung techniklastig wirkt, stellt sie dennoch meinen derzeitigen künstlerischen Prozess von der Aufnahme bis zum “Fine Art Print” dar.