Unsere letzte Fototour 2019 führte uns am 28.12. in die Fränkische Schweiz nach Thuisbrunn. Dass wir von der geplanten Strecke nur ein Drittel des Weges geschafft haben, hatte ich bereits in meinem Blog zu den Fototouren berichtet. Hier geht es nun um einige weitere Bilder, die uns auf unserem Weg vor die Linse kamen.

Ypsilon Baum

Für mich war dieser Baum, ich nenne ihn ab nun „Ypsilon-Baum“ mein ganz persönliches Highlight auf dieser Tour. Er stand ca. 100 m Abseits des Weges, aber er zog sofort alle unsere Blicke auf sich. Fast gemeinsam haben wir uns dem Baum genähert, um uns nicht gegenseitig im Wege zu stehen. Ich habe zwischendurch kurz den Baum umrundet, um von der Gegenseite aus die Gruppe beim Fotografieren abzulichten (Alibifoto). Dann bin ich erst mal weiter in eine andere Richtung gelaufen, wo mich ebenfalls einige Motive lockten. Als die Gruppe dann mit dem Baum fertig war, bin ich noch einmal zurückgegangen, um meine persönliche Auseinandersetzung mit diesem Baum zu suchen.

Hierzu habe ich das 35 mm Objektiv gegen mein Sigma 8 – 16 mm ausgewechselt, welches aber nur für APS-C Format gerechnet ist. Ich habe hierbei bewusst in Kauf genommen, dass an den Rändern die Vignettierungen durch den nicht abgedeckten Bildkreis entstehen. Das sollte hier bewusst als Gestaltungsmittel für diesen „Ypsilon-Baum“ verwendet werden. Auch dass ich die Bilder in schwarzweiß umwandeln wollte, hatte ich bereits bei der Aufnahme im Kopf.

Bildumwandlung und Bearbeitung

Die Umwandlung in schwarzweiß erfolgte in Photoshop unter Verwendung einiger Schwarzweiß-Profile (Rollei Infrared 400 und Retro 2), die ich über Adobe Camera Raw eingebunden habe. Diese wurden dann über Ebenenmasken überblendet und schließlich mit Gradationskurven mit angepasstem Mischmodus „Linear nachbelichten“ auf den entsprechenden Kontrastumfang gebracht. Eine Vignette war bei diesen Bildern nicht mehr notwendig, da ja die des Objektivs für einen ausreichenden Abschluss sorgte. Die letzte Verfeinerung erfolgte über die „Darks- und Lights Triple-Play“ Aktion des TK7 Photoshop Panel von Tony Kuyper. Das verwende ich auch immer dann, wenn ich Luminanzmasken zur Tonwertsteuerung benötige (und das ist ja permanent der Fall).

Künstlerische Interpretation

Zur künstlerischen Interpretation dienen mir die Bildtitel, die ich vergeben habe. Teils sind es Gedanken, die mir bereits bei der Aufnahme durch den Kopf gingen, und Teils aber auch Dinge, die ich erst bei der Bearbeitung gesehen habe und die mir dann diese Interpretation erlaubt hat. Bei der ersten Annäherung war es zunächst die Wiese mit den langen Grashalmen, die ich so bewusst als Überlagerung von Vordergrund mit dem Baum einbezogen habe. Dann die einzige vertikale Aufnahme, die den bereits zerfallenden Baum immer noch aufstrebend in den Himmel gerichtet zeigt, gerade so als wolle er immer noch seine Kraft zeigen. Dann bemerkte ich bei der Umwandlung auch das Ypsilon in den Wolken, das sich wie ein zweiter Schatten abzeichnet. Wie angeschlagen der Stamm wirklich ist, sieht man erst aus der Nähe. Das letzte Bild zeigt dann auch einen bereits auf dem Boden liegenden Ast, der fast symbolisch zeigt, was auch dem Rest des Ypsilon-Baums in nicht allzu ferner Zukunft bevorsteht. Die Kirche von Thuisbrunn im Hintergrund ist hier nicht zufällig mit auf dem Bild, sondern ebenfalls bewusst so angeordnet. Ich stellte mir auch die Frage, wann und durch welches Ereignis denn der Ypsilon-Baum geschädigt wurde und nun seinem langsamen Ende entgegengeht. Diese Frage werde ich wohl nie beantwortet bekommen, aber ich werde den Ort bestimmt wieder besuchen und nachsehen, was aus dem Ypsilon-Baum geworden ist.

 

Nachtrag: Belichtung für ETTR

Die korrekte Belichtung bereits bei der Aufnahme ist mir nun seit fast einem Jahr ein wichtiges Anliegen, da man bei maximaler Ausnutzung des Belichtungsspielraums mit ETTR die bestmögliche Qualität der Tonwerte in der Nachbearbeitung bekommt. Diesmal musste ich darauf verzichten, weil es mir nicht gelang, eine stabile Verbindung mit dem USB-Kabel zwischen Kamera und meinem Tablet PC herzustellen. Deshalb ist es mir an diesem Tag nicht bei allen Bildern gelungen, die optimale Belichtung zu bekommen. Entweder es gab clipping mit ausgebrannten Lichtern oder es wurden ein bis zwei EV-Werte verschenkt und somit die fein differenzierten Tonwerte in den Lichtern. Das erhöht natürlich den Arbeitsaufwand  bei der Nachbearbeitung. Hier ist mir  bewusst geworden, dass ich vorher (ohne Anwendung der Belichtungskontrolle bei der Aufnahme) ja immer so gearbeitet habe, weil ich es nicht anders kannte. Und auch andere Fotografen machen es immer so, weil sie es nicht anders kennen bzw. können. Man bekommt das mit Lightroom und Photoshop schon irgendwie hin (clipping ausgenommen), aber der Aufwand ist höher und die Qualität der Tonwerte besonders in den hellsten Bereichen des Bildes ist dann natürlich beschränkt. Für die künstlerische Schwarzweiß Fotografie mit höchstem Anspruch an die Qualität des Bildes reicht mir das so nicht mehr. Ich will hier alles ausschöpfen, was möglich ist. Ich hoffe, dass meine Technik beim nächsten Mal wieder funktioniert.