Für meine Fotos ohne Objektiv habe ich mir verschiedene Lochblenden bei Skink Pinhole Pancake gekauft. Mein Ziel war dabei ganz einfach, mit den ursprünglichen Formen der Fotografie zu experimentieren. Einen kurzen Moment lang dachte ich darüber nach, meine Toyo-Fiel 8×10 zu reaktivieren und hatte auch schon das Objektiv zerlegt, um mir den Compur Verschluss mal im Detail anzusehen und auch die minimale Blende zu überprüfen. Aber es hätte bedeutet, dass ich wieder Chemie zur Entwicklung beschaffen hätte müssen. Das hat mich dann doch wieder davon abgebracht.

Die Anwendung von Lochblenden in einer Digitalkamera hat vor und Nachteile. Vorteil ist ganz klar der einfache Umgang mit dem Medium und die sofortige Kontrolle nach der Aufnahme. Nachteil ist die eingeschränkte Wahl der fotografischen Randbedingungen bei Format (Filmgröße), Brennweite und Lochdurchmesser.

Scharfe Bilder kann man mit einem Kamerasystem ohne Linsen ohnehin nicht erzeugen, aber beim Einsatz der vorgefertigten Lochblenden wird einen sehr schnell der Zusammenhang zwischen Brennweite (hier 47 mm), Blende (hier ungefähr 162) und Beugungsunschärfe bewusst gemacht (alles bezogen auf meine Sony SLT-A77). Das sind aber gerade auch für unsere alltäglichen Aufnahmen mit Objektiv wichtige Randbedingungen, die wir uns mal zu Gemüte führen sollten. Zu finden ist das Thema Beugungsunschärfe und förderliche Blende über jede Suchmaschine, weshalb ich das hier nicht wiederholen muss.

Noch ein weiterer Aspekt soll hier nicht unerwähnt bleiben. Auf jedem Kamerasensor sammelt sich im Laufe der Jahre Staub an, der bei offenen Blenden und bis ca. F8 praktisch nicht sichtbar ist. Aber bei einer Blende von F162 wird jeder noch so kleine Staubpartikel zu einem dicken schwarzen Punkt auf dem Bild. Das bedeutet viel Arbeit beim Ausflecken in Lightroom oder Photoshop.

Was ist denn nun der besondere Reiz daran, bewusst unscharfe Fotos zu erstellen. Aus meiner Sicht ist es die Möglichkeit einer anderen und auch bewussteren Sichtweise auf unsere fotografischen Objekte. Egal ob Blüten oder Landschaften, hier werden wir ein Ergebnis bekommen, das so in einer Aufnahme mit Linse nicht erreichbar ist. Auch die Bearbeitung in Lightroom oder Photoshop unterscheidet sich dann von dem mit den „normalen“ Bildern. Es entsteht automatisch ein Workflow, bei dem ein künstlerisch orientiertes Ergebnis angestrebt wird. Es ist vielleicht das Zurücksehnen nach den Bildern, wie sie möglicherweise am Beginn der Fotografie tatsächlich mal ausgesehen haben. Und das alles auf der Basis einer digitalen Aufnahme sowie in Farbe, was es damals natürlich auch noch nicht gegeben hat. Ich kann nur sagen faszinierend, wenn man diesen Weg beschreiten kann und die Ergebnisse das hoffentlich ein wenig zum Ausdruck bringen.