Ein interessantes Thema, das wir gerade in der Digigruppe des SNE besprechen und das mich als Fotograf und Maler durchaus sehr zum Nachdenken angeregt hat. Wenn ich eine leere weiße Leinwand vor mir habe, muss ich mein Bild in groben Zügen bereits im Kopf fertig haben, damit ich mit der passenden Technik und Farbe das Ergebnis Zug um Zug, oder besser Pinselstrich um Pinselstrich realisieren kann.
Beim Fotografieren ist meist der schnelle Druck auf den Auslöser der erste Schritt und in Lightroom oder Photoshop wird dann das Bild fertig „gemalt“. Mit der entsprechenden Einstellung (der eines Malers mit dem Bild im Kopf) kann man aber auch bereits bei der Aufnahme versuchen, das Ergebnis in die Richtung eines gemalten Fotos zu beeinflussen. Wisch-, Dreh- oder Zoomtechniken lassen Bilder manchmal auch so schon entsprechend malerisch aussehen. Trotzdem ist das Ergebnis mehr oder weniger zufällig. Gleiches gilt auch für andere entsprechende Techniken wie die der Langzeitbelichtung mit Graufiltern oder auch Lochkamera-Adaptionen an Digitalkameras. Wenngleich hier durchaus auch mit entsprechender Erfahrung und künstlerischem Gefühl sehr ansprechende Ergebnisse erreicht werden können. Hat man als Künstler schon einen Namen, ist das umso leichter, diese Werke in Ausstellungen zu hängen. Ein Amateur wird damit aber sicher keinen Preis gewinnen.
Ich will hier zuallererst mal in einem Selbstversuch herausfinden, was es denn mit den „kreativen Möglichkeiten“ von Lightroom und Photoshop so auf sich hat. Schließlich habe ich ja auch schon früher im eigenen Fotolabor mit allen möglichen Varianten experimentiert.
Viel muss zu den unten gezeigten Bildern nicht gesagt werden. Der kreative Prozeß in Lightroom beschränkt sich mehr oder weniger auf die Anwendung von allen möglichen Presets, die man sich selbst erstellt oder frei bzw. kostenpflichtig von verschiedenen Quellen herunterladen kann. Dann kommt Versuch und Fehler, bis einem das eine oder andere Bild gefällt. Aber nach dem 10-ten Vintage-Print hat man kapiert, dass das absolut nichts mit Kreativität zu tun hat.
Ähnlich läuft es in Photoshop, wo man über die Filter vom Ölgemälde bis zum Verwacklungseffekt ebenfalls nur vorgefertigte „Presets“ zur künstlerischen Verarbeitung bekommt. Mit ein wenig Kombination lassen sich so schon durchaus ansprechende Ergebnisse erzielen. Das Aquarell ist schon mehr Handarbeit gewesen und geht schon Richtung Composing. Aber der Hintergrund ist wieder mal eine Vorlage aus dem Internet und mit der einmaligen Anwendung als „verbraucht“ zu bewerten. Wie viele andere Künstler haben wohl mit dem gleichen Hintergrund schon ihre Werke geschaffen. Also sollte man hierfür bestenfalls auf eigene Unikate zurückgreifen und nicht vorgefertigte Vorlagen einsetzen. Das heißt natürlich, selbst zu Pinsel und Farbe zu greifen und die eigene Kreativität einsetzen.
Gemacht haben sollte man das trotzdem auf jeden Fall, um die Möglichkeit und vor allen die Grenzen dieser „kreativen“ Techniken kennen zu lernen. Das kombiniert mit den verschiedenen Ebenentechniken kann zu durchaus kreativen Composings führen, wie ich das in einem Folgebeitrag darstellen werde.