Licht im Fokus

„Black Hole Sun” am Max-Planck-Institut für die Physik des Lichts schafft wissenschaftliche Symbiose zwischen Physik und Kunst.
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Mit diesem Text kündigten Johannes Brunner und Raimund Ritz ihr Kunstwerk an. Als Fotograf weckt solch ein Thema sofort Interesse. Schwarz und Weiß sind die Grenzwerte unserer fotografischen Tonwerte. Die Künstler versuchten, das schwärzeste Schwarz auf ihrem Objekt zu realisieren, das technisch möglich ist. In einem digitalen Bild ist das der Fall, wenn dunkle Tonwerte keine Differenzierung mehr haben oder wenn in Photoshop der Tonwert Null angezeigt wird.

Beim Ausdrucken eines solchen Bildes hat der Fotograf dasselbe Problem wie die Künstler. Es hängt vom Papier und der Druckertinte ab, wie tief das Schwarz im Ausdruck wird. In diesem dunklen Teil der Kugel gibt es keine Differenzierung von schwarzen Tonwerten; erst andere Bereiche des Bildes zeigen dunkles und dann mittleres Grau. Die Reflexion und Absorption des Photopapiers bestimmen, wie dunkel Schwarz erscheint. Es wird jedoch nie das tiefste Schwarz sein, das die Künstler auf ihrem Objekt aufgebracht haben.

Ein Kunstobjekt fotografieren?

Diese Frage stellt sich immer, wenn Fotografen ein Kunstwerk ablichten. Natürlich ist es legitim, für die Zeitung oder den Webauftritt über das Kunstwerk zu berichten. Aber wie verhält es sich bei der fotografischen Auseinandersetzung mit dem Kunstwerk? Wo endet die Dokumentation und wo beginnt die künstlerische Umsetzung als eigenes Werk? Bei „Black Hole Sun” wird es einfacher, weil die Umgebung mit den Formen des Gebäudes, den Treppen und der lichtdurchfluteten Wand bereits eigenständige fotografische Werke ermöglicht. Unterschiedliche Perspektiven und die Bewegung des Objekts bieten genug Spielraum für interessante Ergebnisse. Doch die Belichtung mit der Kamera ist nur der Anfang. Die fotografische Auseinandersetzung setzt sich am Computer fort.

Bildbearbeitung und Bild-Neugestaltung

Vorausgesetzt, die Belichtung mit der Kamera ist korrekt und die Lichter der Sonne sind nicht im Clippingbereich verschwunden, stehen für die Bildbearbeitung alle Tonwerte von Weiß bis Schwarz zur Verfügung. Die erste Frage lautet: Lasse ich das Bild in Farbe oder entscheide ich mich für eine Schwarzweiß-Umsetzung? Im Prinzip ist die Aufnahme bereits schwarzweiß, da das gesamte Treppenhaus weiß gestrichen ist. Die wenigen Farben stammen vom Lichteinfall der Sonne und den Möbeln und Schildern in der Umgebung.

Ich entschied mich, den RGB-Farbraum beizubehalten, weil farbige Nuancen das Bild prägten. Ich ging sogar noch einen Schritt weiter und fügte farbige Elemente hinzu, um eine neue Aussage zu erzeugen. Während „Black Hole Sun” die Grenzen der unbunten Tonwerte zeigt, ergänze ich mit meinen farbigen Elementen das Farbspektrum der Sonne. In der Welt gibt es keine Farbe ohne Licht; durch das Spektrum der Sonne erhalten wir reines Weiß, tiefstes Schwarz und alle Farben des Regenbogens.

Photoshop bietet unzählige Möglichkeiten zur Farbgestaltung; die Grenze setzt nur die Fantasie des Fotografen. Eigenständige Werke entstehen so allemal.