Es gibt sehr viele symbolträchtige Gebäude in Berlin. Das ist ja auch der Grund für viele Fotografen eine Reise nach Berlin zu organisieren. Und was passiert dann vor Ort? Man arbeitet ein Motiv nach dem anderen ab und tritt mit tausenden von „Abbildungen“ auf der Chipkarte die Heimreise an.
Ich gebe zu, dass auch ich immer wieder in dieses Schema verfallen bin, aber ich habe versucht mich zu wehren. Ein von vielen Positionen in Berlin aus sichtbares Symbol ist die Philharmonie. Jeder kennt Farbe und Form dieses Gebäudes, das die Berliner Symphoniker beherbergt. Architektur wird hier zum verbindenden Part zur Musik. Man nähert sich dem Gebäude und macht erste Aufnahmen der Fassade. Die genoppte Form der Fassadenelemente mit der goldbronzenen Farbe ist weltberühmt. Dazu das geschwungene Dach, alles muss konzentriert mit aufs Bild. Zur Abwechslung werden die Objektive gewechselt vom konzentrierenden Tele zum weiträumigen Weitwinkelobjektiv.
War es das schon? Alle Perspektiven erfasst und konzentrierte Ausschnitte eingefangen. Trotzdem bleibt bei mir das Gefühl, wieder mal nur sämtliche Klischees erfüllt zu haben. Wie viele tausende Fotografen vor mir haben das auch schon so gemacht. Halbwegs unzufrieden verlassen wir den Ort und ich stehe an der roten Ampel. Und dann ist es plötzlich da, mein Bild. Es hat auf mich gewartet, weil ich im Kopf noch nicht fertig war mit meinem Bild von der Philharmonie. In der Glasfassade gegenüber der Straße war sie wieder da, anders, eingebettet in Reflexionen und überlagert mit inneren und äußeren Strukturen. So wollte ich sie einfangen.
Mit der Bearbeitung in Lightroom wollte ich diese Durchmischung der Formen, die sich Aufgrund der Spiegelung nun mal ergeben, wieder ein wenig ordnen. Hierzu habe ich Kontrast und Farbe bewusst übersteigert eingesetzt. Jetzt habe ich wieder einen klaren Kopf, ohne Klischees.