Das Thema unserer Ausstellung in der Stadtbibliothek dieses Jahr heißt „Fundstücke“. Im Grunde genommen könnten mit diesem Thema beliebige Gegenstände, die mir gerade vor die Linse kommen, fotografiert werden. Ich fotografiere aber viel in der Natur und Landschaftsfotos sind nun mal nicht gerade „Fundstücke“, sondern meist gezielt gestaltete Bilder. Das Thema war bereits seit einiger Zeit in meinem Kopf verankert und als ich zusammen mit meiner Frau einen Spaziergang machte, wehte der Frühlingssturm immer wieder welke, braune Blätter vor meine Füße. Da habe ich mich einfach gebückt und einige davon mit nach Hause genommen. Und das hat sich bei weiteren Spaziergängen nochmals wiederholt. So hat mir der Wind meine Fundstücke direkt vor die Füße geweht, womit sich daraus eine kleine Sammlung von welken Blättern in einer Schachtel entwickelt hat. Ab jetzt ging mir im Kopf herum, wie ich die wohl am besten fotografieren könnte.

Das hat wieder wochenlang in meinem Kopf gearbeitet, dann habe ich mich dazu entschieden, das auf einer Glasplatte zu versuchen, die in einigem Abstand vom Boden angeordnet war. Der erste Versuch mit spiegelndem Glas hat nicht funktioniert, aber mit einer matten Glasscheibe aus einem Bilderrahmen hat es dann meinen Vorstellungen entsprochen. Unterhalb der Glasscheibe auf dem Boden hatte ich jeweils einen weißen und einen schwarzen Passepartoutkarton sowie ein schwarzes Samttuch als Hintergrund benutzt. Da die Kamera fest auf einem Stativ stand, konnte ich so der Reihe nach jeweils drei Aufnahmen von den Blättern machen. Die Kamera war direkt mit dem Laptop verbunden, wo ich sofort nach der Aufnahme meine Belichtung beurteilen konnte. Alle Aufnahmen wurden so belichtet, dass ich die maximale Anzahl der Tonwerte zur Verfügung habe, d.h. für mich wie immer bei solchen statischen Motiven ETTR, Belichtung nach rechts.

Alle Bilder wurden im gleichen Maßstab fotografiert. Die länglichen Samen und das große Ahornblatt haben somit die Größe vorgegeben. Bei den kleineren Blättern wurde der Abstand beibehalten, womit später der Größenvergleich sichtbar bleibt. Der nächste Schritt war nun die Entwicklung in Lightroom und Photoshop. Sollte die Entwicklung nun Schwarz-Weiß oder farbig sein? Nach einem ersten Vergleich mit den beiden Eichenblättern habe ich mich zunächst für die farbige Entwicklung entschieden. Vielleicht kommt später noch eine schwarzweiß-Variante hinzu.

Nachdem alle Blätter losgelöst von ihrer Umgebung fotografiert wurden, hatte ich jetzt die völlige Freiheit diese in eine neue Umgebung einzubinden. Dass ich mich dabei nicht an der Wirklichkeit orientieren musste, ist ja sofort klar, denn sonst hätte ich das ja direkt in der Natur machen können. Entsprechende Aufnahmen dieser Art habe ich ja schon zur Genüge in meinem Archiv. Aber genau das habe ich schließlich auch genutzt und habe mir Hintergründe ausgesucht, die vielleicht so hätten sein können. Allerdings manchmal mit viel Fantasie. Durch die Anwendung von Unschärfe und verschiedener Mischmodi der Ebenen in Photoshop habe ich versucht, unterschiedlichste Ergebnisse zu erzielen. Habe ich mal keinen passenden Hintergrund gefunden, wurde dieser mit einigen Pinselstrichen eben selbst erstellt und dann mit der Ebenenmischung passend gemacht.

Hier ist nun meine Galerie.