In unseren Breiten hat es Schnee lange Zeit nicht mehr gegeben. Die Winter der letzten Jahre waren allesamt zu warm, als dass sich die weiße Pracht bei uns gezeigt hätte. Doch dieses Jahr, mitten in der Pandemie, hat es nun Anfang Dezember einige Zentimeter Neuschnee gegeben. Und dieser hat sich doch glatt für zwei Tage gehalten, also lange genug für einen Fotografen wie mich, dieses seltene Ereignis zu dokumentieren. Dokumentation war für mich natürlich nicht der ausschlaggebende Grund, mich hinaus zu begeben. Es sollten schon fotografisch ansprechende Bilder werden. In früheren Jahren lag der Schnee oft wochenlang und Schneefall gab es mit Ansage vom Wetterbericht an vielen Tagen im Winter. Also keine Notwendigkeit zur Beeilung, sondern ich konnte mir die Tage nach meiner Stimmung und den Einschränkungen des Arbeitslebens entsprechend auswählen.
Jetzt aber war Eile geboten, denn der Wetterbericht hat ja bereits höhere Temperaturen und Regen angekündigt, was ein schnelles Dahinschmelzen des Schnees vermuten ließ. So kam es dann auch und ich hatte anschließend genügend Zeit, mich in meiner digitalen Dunkelkammer mit den Bildern auseinanderzusetzen. Dass ich wegen der perfekten Tonwerte, wenn immer möglich, eine möglichst weit nach rechts belichtete Aufnahme (ETTR) mache, ist den meisten Lesern sicherlich inzwischen bekannt. Schließlich habe ich hierzu gerade einen aktuellen Kurs online gehalten und durch ein eins-zu-eins-Coaching ergänzt. Ich habe die im Kurs gezeigten Methoden der Belichtung nach rechts mit der Zebra-Anzeige meiner Kamera gemacht aber wo ich nicht sicher war, habe ich das ergänzt um eine stufenweise Belichtung nach oben. Aber zu meiner Überraschung musste ich zu Hause feststellen, dass ich die ganz perfekte Belichtung nach rechts nicht bei allen Aufnahmen erreicht habe (nur dort, wo ich einige Zusatzaufnahmen gemacht hatte). Das war hier sicherlich der hellen Umgebung der Schneelandschaft geschuldet. Hier habe ich also selbst wieder hinzulernen können, wie ich in solchen Situationen meine Voreinstellungen noch besser beachten muss.
Aber nun zur Bearbeitung in Lightroom und Photoshop. Die Bearbeitung der Schneebilder stellte mich hier vor die nächste große Herausforderung. Obwohl genügend helle Tonwerte zur Verfügung standen, um eine gute Differenzierung erreichen zu können, ist mir das relativ schwergefallen. Die Abstufungen von sehr hellem Grau der Zone IX zu fast reinem Weiß ist eben doch sehr gering. Wenn ich an die Grenze zu weiß herangehen wollte, wirkte das Bild schnell reinweiß und ausgeblichen, ohne Struktur. Ich musste also zulassen, dass dunklere Grautöne der Zonen VII und VIII im Bild vorhanden waren, um den Eindruck des Schnees zu verdeutlichen. Es ist in diesen Fällen auch der Schärfeverlauf im Bild, der die hellen Tonwerte mitbestimmt, da nämlich die unscharfen Bereiche ihre Strukturen verlieren und so zu einer eher rein weißen Fläche werden. Das Auge kann dann keine Differenzierung mehr erkennen. Das ließe sich nur durch starke Kontrasterhöhung global und oder lokal über die Klarheit erreichen. Dann wirkt aber das Bild sehr hart und unnatürlich und hat nicht mehr die Leichtigkeit der winterlichen Aufnahme im Neuschnee. Es war also ein sehr intensives analysieren und bearbeiten der einzelnen Motive erforderlich, um diesen ersten Schnee im Winter in, hoffentlich ansehnliche, Bilder umzuwandeln. Warten wir mal ab, ob sich vielleicht noch eine zweite Möglichkeit für winterliche Aufnahmen ergibt. Ich auf jeden Fall würde mich darüber freuen.